„Aktenzeichen XY“ sucht Räuber: Überfall auf Seniorin und gehörlosen Sohn

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Von: Katja Becher

 

Aktenzeichen XY: Wolfgang Knoll wird seit 25 Jahren vermisst
Aktenzeichen XY (Symbolfoto) © Matthias Balk/dpa

Die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ beschäftigt sich mit einem brutalen Überfall auf eine 82-jährige Frau und ihren gehörlosen Sohn. Lesen Sie hier mehr zu dem Fall:

 

 

 


 

 

Brutaler Überfall in Peine ist heute Fall bei Aktenzeichen XY

Vor einem Jahr wurden eine 82-Jährige und ihr taubstummer Sohn in ihrer Wohnung mit Waffen bedroht und ausgeraubt.

 
Moderator Rudi Cerne im Studio von Aktenzeichen XY.
Moderator Rudi Cerne im Studio von Aktenzeichen XY. Foto: ZDF/Nadine Rupp

 

 

 

 

 

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

die letzte Sendung Aktenzeichen XY nehme ich zum Anlass, Ihnen zu schreiben. Das ist wieder mal ein Beispiel, welche Probleme gehörlose und hörbehinderte Menschen haben, Hilfe zu bekommen. Hier ging es um einen „Brutalen Raubüberfall auf eine Mutter und ihren gehörlosen Sohn in Peine.

 

Wie ist es da möglich, mit der Polizei oder ähnliches in Verbindung zu treten, wenn man keine technischen Hilfsmittel wie Computer, iPad oder ähnliches .. zur Verständigung zur Verfügung hat über das persönliche Budget oder SGB 9.

 

Seit 2008 gibt es das Persönliche Budget für hörbehinderte Menschen, meistens werden Einnahmen und Vermögen usw. der hörbehinderten Menschen geprüft. Wir sehen auch kein einmaliges Angebot oder Unterstützung für Menschen mit Hörbehinderung auf Hilfe durch technisches Hilfsmittel, was aber bei der Kommunikation und bedingt notwendig ist, da wird nichts gefördert oder anerkannt.

 

Hier sehen wir eine große Benachteiligung für Menschen mit Hörbehinderungen, auch vor allem bei älteren und/oder sozial schwachen Menschen, die sich keine technisches Hilfsmittel leisten können, bzw. die die keine Hilfe bekommen, sich zu verständigen.

 

Ausgerechnet in der Sendung XY- Aktenzeichen wird diese Problematik mit dem Raubüberfall auf Mutter und gehörlosen Sohn gezeigt. Wie können hörbehinderte Menschen so einen Vorfall melden? Wer ist da verantwortlich?

 

Uns hörgeschädigten Menschen kann so etwas auch passieren. Auch können wir möglicherweise bei der Suche nach den Schuldigen mithelfen, erkenne diesen vielleicht auch, waren möglicherweise auch Zeugen eines solchen Vorfalls. Wir können so eine Sendung im TV mit Untertiteln auch sehen, aber wie und bei wem können wir uns da melden?

 

Es gibt Online-Dolmetscherdienste z.B. Tess aber leider können sich viele hörbehinderte Menschen diesen Kosten nicht leisten, und es muss auch ein technisches Hilfsmittel angeschafft werden. Viele können das nicht leisten! Da gibt es ein Problem, da das persönliche Budget meistens abgelehnt wird, da Einnahmen und Vermögen usw. abgefragt werden. Auch die sog. Mitwirkungspflichten z.B. über 30 Seiten ausfüllen, das ist für uns eine sehr große Anstrengungen und viele fühlen sich „ausgefragt“ nach der Bank, ärztliches Attest, Vermögen, usw.. das finden wir nicht immer gut. Viele schreckt das gleich ab und wollen das nicht ausfüllen. Das kann ich sehr gut nachvollziehen, das ist genauso bei mir und auch vielen anderen Gehörlosen, die ich über unseren Verein kenne. Es sollte ausreichen, wenn wir durch den Schwerbehindertenausweis beim Versorgungsamt nachweisen, dass eine 100 %ige MdE (Gehörlosigkeiten) anerkannt ist, damit die Bearbeitung vereinfacht wird. Warum macht uns immer noch schwer?

 

Darum sehen wir kein gutes System im pers. Budget bei Menschen mit Hörbehinderungen, es soll unbedingt geändert werden. Allen uns Hörbehinderten sollte ein einmaliges technisches Hilfsmittel anerkannt werden. Das unterstützt auch vor allem ältere Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund. Auch die Kosten z.B. für einen Dolmetscherdienst wg. Telefongebühren sollten übernommen werden durch das pers. Budget.

 

Seit über 10 Jahre sehen wir kein positives Signal beim pers. Budget für Menschen mit Hörbehinderungen, wir wurden ständig benachteiligt und sehen wir kein Verbesserung mit der Kommunikation.

 

Es gibt auch verschiedene Beispiele, nicht nur an die Sendung XY-Aktenzeichen gedacht. Es gibt viele andere wichtige Dinge, wo auch wir uns melden oder kommunizieren könnten. Aber wie geht das??

 

Da möchte ich als Vorstand unseres Vereins, Johann Kalteis aus meiner Erfahrung sprechen und ein Erlebnis schildern. Als ich früher eine kleines Kind war und sehe, dass meine Eltern hörgeschädigt sind und sehr viel Hilfe brauchten und sich nicht verständigen konnten. Dort sehe ich viele Blockaden und Kommunikationsbarrieren, seit ich Kleinkind war das habe ich auch damals schon es viel mitbekommen.

 

Und jetzt als Erwachsen, der immer älter wird merke ich, dass das immer noch gleich ist, dieses Problem löst sich immer noch nicht. Das ist schon über ca. 40 Jahre alt und immer noch eine Teufelskreis. Ich sehe keine Besserung oder Hilfsmöglichkeiten für Menschen mit Hörbehinderungen, dieses Problem ist bis jetzt geblieben, warum??

 

Ich frage mich, was ist los mit der Gehörlosengemeinschaft oder dem Gehörlosenverband? Woran liegt das?

 

Meiner Meinung nach sollten Menschen mit Hörbehinderungen besser gefördert werden  oder ein verbessertes System beim pers. Budget und über das Sozialgesetzbuch eingeführt werden, um zu klären,  welches Recht oder welche Kommunikations-Möglichkeiten wir nehmen können oder dürfen, damit wir die so viel beschworene Barrierefreiheit nutzen können, um Benachteiligung und Isolation zu vermeiden.

 

Da spreche ich aus meiner Erfahrung, TV Sendung XY – Aktenzeichen gibt es schon sehr lange und dieses Problem sehe ich immer noch nicht gelöst. WARUM??

 

Es sollte auch ein Recht auf Gleichbehandlung geben, in dem auch hörbehinderte Menschen bei der Kommunikation genau so behandelt werden, wie hörende und andere behinderte Menschen. Alle müssen Zugang zu Medien oder Zugang zur kommunikativen Welt erhalten. 

 

 

Ihr Vorstand


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